Mein erlebnisreicher Weg zur tantrischen Berührungskunst
Dieter Widmann
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Wenn du mir Anfang des Jahres 2019 erzählt hättest, wo ich heute stehe und wie sich mein Leben ändern wird, dann hätte ich dich gefragt, welche erlesenen Drogen du zu dir nimmst…...
Ich lag in einer Hängematte vor „meiner“ Hütte am Strand einer Insel im südlichen Thailand und hatte alles erreicht, was ich mir erträumt hatte: Freiheit, finanzielle Unabhängigkeit, Abenteuer, easy living. Das ich zu diesem Zeitpunkt einen Briefwechsel mit Barbara aufgenommen habe, änderte alles. Doch alles der Reihe nach.....
Zeugen Jehovas und meinen Weg hinaus.
Mein Leben war noch nie langweilig, aber alles andere als einfach: aufgewachsen in einer Zeugen Jehovas Familie und dem Bedürfnis aus diesem engen System ausreißen zu wollen, jedoch noch nicht willensstark genug zu sein. In jungen Jahren eine Ehe eingehend aus dem Gefühl, dem Elternhaus zu entkommen um in einem nächsten gefühlten Gefängnis zu landen. Aus dieser Ehe resultierte ein dazumal nicht geplantes Kind, das sich jedoch im nachhinein als großer Segen erwies. Mein Sohn wurde mein bester Freund, Sportskamerad und lange Jahre toller Wohnungskollege.
Inzwischen hat er mir zwei wunderbare Enkel geschenkt und ich darf erleben wie sich das Opa sein, anfühlt. An so jungen, lebendigen Leben teilzuhaben und diese herzliche Verbindung zu spüren, herrlich!
Als ich letztendlich die Kraft hatte, mich aus dem Bannkreis der Zeugen Jehovas zu lösen, mich scheiden zu lassen und meinen Weg zu gehen, war ich ein Mann der jeglichen Sinn für Religion und Spiritualität verloren hatte und hart geworden war. Ich wollte kompromisslos nur noch meinen eigenen Weg gehen und nichts mehr machen, nur um anderen zu gefallen oder es ihnen recht zu machen. Ich hatte das Gefühl, etwas versäumt zu haben, mein Leben noch gar nicht gelebt zu haben und verfiel für ein paar Jahre in einen exzessiven Lebensstil zwischen Party, Sex und viel Arbeit.
Mein beruflicher Werdegang und Partnerschaften
Beruflich machte ich meinen Weg. Vom Drucker zum Druckermeister, Schichtleiter, Druckereileiter, Produktionsleiter, Quality System Manager, Geschäftsleitung. Gründung eines eigenen Unternehmens....
Zu einer tiefen, verbundenen Partnerschaft, dem Wunsch und der Fähigkeit mich voll auf einen anderen Menschen einzulassen, war ich nicht fähig. War ich in einer Partnerschaft, fühlte ich mich gefangen und wollte raus. War ich solo, fehlte mir auch etwas.
Mir war schon mit 30 Jahren klar, dass ich nicht bis zum Rentenalter arbeiten würde und hatte den Vorsatz, mit 55 Jahren mit einer festen, geregelten Arbeit aufzuhören. Durch meine fehlende Verbindung zu allem Geistigen war ich in dieser materiellen Scheinwelt gefangen, häufte Besitz an: Haus, dickes Auto, Motorräder.....ich war jedoch weit davon entfernt, glücklich zu sein.
Persönlichkeitsentwicklung, das Loslassen meiner Besitztümer und meine Reisezeit
Eine meiner Leidenschaften ist der Alpinismus und bei einer Expedition in Nepal kam die erste persönlich Wende. Durch einige berührende Erlebnisse mit den materiell armen, aber geistig reichen Nepalesen kam ich ins Grübeln und beschäftigte mich mit dem Buddhismus und es klang etwas an. Meine beruflichen Weiterbildungen drehten sich damals vor allem darum, Mitarbeiter gut führen zu können, die Rahmenbedingen für ein produktives Arbeiten zu ermöglichen, sprich Persönlichkeitsentwicklung. Ich lenkte diese Weiterbildungen immer mehr in die spirituelle Richtung. Ich nahm am Meditationsalltag von Zen Mönchen teil, belegte einige Seminare bei Shaolin Grossmeistern um zu lernen, wie man siegt ohne zu kämpfen.
Den Entschluss, mich beruflich zu verändern und in die Schweiz zu ziehen, nahm ich als Anlass, Abstand von meinem materiellen Leben zu nehmen und verkaufte alle meine Besitztümer. Das einzige was mit durfte, waren meine Kleider und meine Sportutensilien. In diesen Arbeitsjahren in der Schweiz machte ich zwischen zwei Arbeitsstellen eine neunmonatige Auszeit und unternahm eine Weltreise auf dem Fahrrad. Ich radelte, meditierte und tauchte tief in die verschiedenen Kulturen ein.
Ich war oftmals auf die Hilfe von fremden Menschen angewiesen, erlebte von den ärmsten unter den armen Menschen eine unglaubliche Gastfreundschaft und dies war eine Erfahrung, die den harten Kern in mir aufweichte. Vor 7 Jahren gab es dann mehrere Faktoren die mich bewegten, aus meinem bisherigen, sehr stressigen und arbeitsintensiven Alltag auszusteigen. Ab da hatte ich ein unglaubliches Leben. Ich reiste die meiste Zeit mit dem Fahrrad irgendwo auf der Welt, Abenteuer, feines Essen, kosmopolitsches Leben zwischen Weltstädten, atemberaubenden Landschaften und stark unterschiedlichen Kulturen.
Meine spirituelle (Wieder)Entdeckung
Spirituell hat sich in dieser Zeit eine große Entwicklung vollzogen. Ich begann mich intensiv der Meditation zu widmen. Vor allem Vipassana Meditationen. Bei dieser Art der Meditation isoliert man sich in langen Schweigeretreats, um im Innern zu forschen. Eine sehr starke Erfahrung, weil ich hier intensiv mit den zwei größten Leiden verursachenden Thematiken des Menschseins konfrontiert wurde - der Aversion und der Anhaftung.
Aufgrund meiner vielen sportlichen Tätigkeiten und entsprechend hohen Muskeltonuses, hatte ich das Gefühl immer steifer zu werden und ich begann mit Yoga. Der spirituelle Aspekt von Yoga blieb mir jedoch in der sportlichen, schnellen Art des westlichen Yoga verborgen. So fuhr ich, in Yucatan, dem karibischen Teil von Mexiko beginnend, mit dem Velo quer durch ganz Mexiko an die Pazifikküste nach Mazunte in ein Yoga Camp. Als ich zum ersten Mal das Camp betrat, bemerkte ich sofort, dass alle Personen dort sehr glücklich aussahen und sich dauernd in den Armen lagen. Was passiert hier? Haben die alle Sex miteinander? Großes Gangbang? Mein erster Kontakt mit Tantra!
Ich bekam von Beginn weg einen tiefen Einblick in den spirituellen Aspekt von traditionellem Hatha Yoga, weil in dieser Art von Yoga die Asanas sehr lange gehalten und zum meditieren verwendet werden. Abends gab es wunderbare Lehrreden über die Geschichte von Yoga und auch dem tantrischen Hintergrund. Nach einigen Wochen hatte ich ein tiefes Gefühl von Liebe in mir, lag auch den anderen in den Armen und begriff, dass dies nichts mit Sex zu tun hat, sondern mit einer reinen, alle Wesen der Welt umfassenden Liebe.
Die Begegnung mit Barbara
Ein Jahr später, auf einer Reise durch Thailand, Malaysia und Borneo beschlich mich zusehends das Gefühl, daß es auf Dauer auch nicht befriedigend sein wird, nur zu reisen. Eine Aufgabe, in der nicht das monetäre ausschlaggebend ist, sondern die Sinnhaftigkeit, das Gefühl etwas zu tun das Menschen, Tieren oder der Natur helfen kann. Ja, und da lag ich dann gegen Ende meiner Reise in der besagten Hängematte am Strand einer Insel in Thailand und schrieb aus einer lustigen Begebenheit heraus, mit Barbara. Ich war sehr angetan von ihrem Schreibstil, der Tiefe und dem Tanz der Worte in den Briefen und ahnte schon, dass diese Begegnung etwas Besonderes wird.
Wir erzählten uns viel von unserem jetzigen Sein und unseren Wünschen und Zielen. Es blieb natürlich nicht aus, dass Barbara von ihrem Beruf, ihrer Berufung erzählte. Sie unterstützt Menschen in ihren sexuellen Themen und leitet Seminare an in denen die tantrische Berührungskunst das Herzstück ist. Wie toll ist daß denn, dachte ich! Mit der Frau kann ich bestimmt guten Sex erleben und meine eigene Therapeutin bekomme ich noch gratis dazu! Als wir uns kurz nach meiner Rückkehr in die Schweiz trafen, war es als wenn wir uns schon lange kennen würden - intensiv und vertraut.
Neue Sichtweisen auf (meine) Sexualität
Doch mit Beginn dieser unerwarteten und vielversprechenden Partnerschaft erlebte ich mein tiefstes Tal der Tränen in Bezug auf meine männliche Sexualität. Barbara erzählte mir ehrlich aber auch schonungslos ihren beruflichen Werdegang und was es heißt, eine tantrische Massage zu geben oder zu empfangen. Ich hatte von allem tantrischen wenig Ahnung und konnte mir den Kontakt mit Männern und Frauen während einer Tantramassage nur mit meiner bisherigen Art Sex zu erleben, vorstellen. Dieser Sex war zielorientiert und hatte irgendwann in einem Orgasmus zu enden. Ich verstand gar nichts mehr und alle diese unverarbeiteten Informationen hatten ihre Auswirkung auf meine Sexualität. Das erste Mal in meinem Leben, dass mein Körper mir nicht mehr gehorchte. Ich wollte und es ging nichts mehr - Fluchtgedanken! Aber ich blieb!
Aus Trotz oder Provokation meldete ich mich für die Profi Tantramassageausbildung bei Ananda Wave in Köln an. Ich dachte, da wollen wir doch schauen wie Barbara reagiert, wenn ich auf die gleiche Weise Frauen berühre, wie sie es bei Männern tut. Ganz beiläufig erwähnte ich das mit Ananda Wave und erwartete eine heftige Reaktion. Aber Barbara kam zu mir, nahm mich mit Tränen in den Augen in den Arm und sagte: „Ich hätte mich niemals in dieser Phase unserer Beziehung getraut, so etwas vorzuschlagen – ich freue mich so!“ Provokation fehlgeschlagen und ich verstand noch weniger wie zuvor. Dann begann ich den Freundeskreis von Barbara kennenzulernen und die Menschen gefielen mir auf Anhieb mit ihrer Selbstverständlichkeit und Offenheit wie sie über Beziehung und Sexualität redeten! Wo bin ich hier gelandet? Und dann kam immer wieder das Jahrestraining des Shima Institutes in den Gesprächen vor.
Die Entdeckung der tantrischen Berührung
Was hat es mit diesem Training auf sich? Ich hab mich einfach angemeldet, ohne mich näher zu informieren. Als ich mich von Barbara verabschiedete, um das 1. Modul zu besuchen, sagte sie zu mir: „Dieter, ich wünsche dir viele gute und sinnliche Erfahrungen, habe Spaß und genieße - ich vertraue dir voll und ganz!“ Wow!!
Ich erlebte unter anderem in diesem 1. Modul was Kleider für einen Schutz bedeuten können und wie wenig sich viele Menschen in ihrem Körper wohlfühlen oder zu ihrem Körper stehen können. Dann gab und bekam ich die erste tantrische Massage meines Lebens. 2 Frauen und 2 Männer auf einem Massagelager - eine Sechshandmassage gebend und empfangend. Was für ein Erlebnis! Es war so sinnlich und wunderschön, so heilig, diese schöne Haut, diese Täler, Erhöhungen, Kurven eines Körpers zu berühren ohne etwas zu pushen oder zu wollen. So lebendig und gleichzeitig zu keinem Moment sexuell geladen. Zum ersten Mal auch einen Mann auf diese Art am ganzen Körper zu berühren und selbst berührt zu werden. Jemand streichelte mein Gesicht, fest aber doch zärtlich und ich dachte, wer von den Frauen das wohl ist? Ich öffnete meine Augen und sah in die freundlichen Augen eines Mannes!
Dieses Erlebnis gab mir einen ersten und tiefen Eindruck in das Potential der tantrischen Berührungskunst. Daß es möglich ist, eine große Sinnlichkeit und Nähe zu anderen Personen zu erfahren, ohne dass es sexuell oder beziehungsmäßig weitergehen muss. Meine Neugierde war definitiv geweckt und ich wollte mehr wissen.
Ich dachte früher, Spiritualität muss sich aus dem Ätherischen, Geistigen entwickeln, genau dem Gegenteil von Sinnlichkeit und Sexualität. Was für eine falsche Einschätzung und was für eine Freude und Spaß zu erfahren, dass ich durch die sexuellen Energie, eine intensive Art der spirituellen Verbindung erleben kann!
Meine Körperarbeit mit tantrischer Berührungskunst und Bestandteile der integrativen Körperpsychotherapie
Inzwischen sind einige Jahre der Ausbildung und Arbeit mit der tantrischen Berührungskunst vergangen. Die Doppelbelastung von einer Liebes- und Arbeitsbeziehung mit Barbara hat leider nicht standgehalten. Resultierend daraus wurden jedoch soviel alte Verletzungen und daraus entstandene Verhaltensmuster und Strategien sichtbar, die sich nun auflösen oder zumindest mindern dürfen, was ich als ungemein wertvoll empfinde und dankbar bin. Es bieten sich mir nun ganz andere Perspektiven für mein weiteres Leben an.
Beruflich hat sich viel getan und unsere kraftvolle und humorvolle Art der Zusammenarbeit in Seminaren war erfolgreich und auch in der Praxis durfte ich Menschen auf mannigfaltige Art begleiten.
Ich lebe in einer neuen Partnerschaft mit einer wunderbaren Frau und es scheint, all die Entwicklungsarbeit der letzten Jahre zeigt Früchte. Langsam glaube ich, dass ich doch Beziehung leben kann. Mit meiner selbstständigen Arbeit gehe ich nun neue Wege, aber ich lasse mir Zeit, alles neu zu büscheln und mich zu orientieren.
Die tantrische Berührungskunst wird immer das Herzstück bleiben, bietet doch diese präsente und liebevolle Art Berührung am ganzen Körper so viel Potential, um seinen eigenen Körper zu erfahren, zu erforschen und als wunderbare und lustvolle Wohnung und guten Freund zu erfahren, solange wir hier auf der Erde verweilen.
Unser Körper hat jedoch auch ein Zellgedächtnis und manchmal kommen durch diese liebevollen Berührungen auch Verletzungen aus der Vergangenheit hoch. Hier wende ich dann unterstützende Komponenten von IBP und verschiedenen Meditationslehren an um einen geschützten Raum zu bieten und die tiefe Erkenntnis zu schaffen, das alle Gefühle gesehen werden wollen und sie sich nur darin unterscheiden, dass wir manche nicht fühlen wollen und in eine Abwehrhaltung gehen und andere wiederum als sehr angenehm empfunden werden und wir mehr davon wollen und enttäuscht sind, wenn sich diese nicht abrufen lassen. Hier gilt es, eine ausgeglichene Haltung zu bekommen und in sich selbst verwurzelt zu sein.
Welche Sprache spricht dein Leben bis jetzt und würdest du gerne deinen körperlichen und gefühlten Sprachschatz erweitern? Ich freue mich auf dich!
dieter.lebenssprachetantra@gmail.com